Da darf man schon mal stolz sein: Der SV Emmingen ab Egg blickt auf eine 100-jährige Vergangenheit zurück. 100 ereignisreiche Jahre, in denen mehrere Generationen den Verein gelebt, geprägt und repräsentiert haben – ob auf dem Spielfeld, neben dem Spielfeld oder hinter den Kulissen.
Das größte Jubiläum in der Geschichte des Vereins ist Anlass genug, den Blick noch einmal ausführlich in die Vergangenheit zu richten. Wie fing alles an?
Als eine Art erster Wegbereiter des Emminger Fußballs gilt der Bürgerssohn Valentin Gnirß (geb. 1891). Er spielte bereits 1911 mit einer Mannschaft in der Hornlache (heute Hegaustraße) und später am Liptingerweg auf eine eigene Art Fußball. Überlieferungen zufolge sollen damals auch schon Freundschaftsspiele ausgetragen worden sein. Doch Einberufungen zum aktiven Wehrdienst und der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 setzten der Sache ein frühzeitiges Ende.
Im Jahre 1920/21 kam die erneute Anregung wiederum aus dem Hegau, wo damals der hiesige Bürgerssohn Alfred Heiss arbeitete und in Emmingen eine Fußballmannschaft aufstellte. Die damals 17 bis 20-Jährigen spielten unter anderem hinter dem früheren Brauhaus unter ärmlichen Verhältnissen ohne gutes Ballmaterial oder entsprechendes Schuhwerk. Bald wurde der in der Tuttlinger Sportvereinigung spielende Andreas Rübelmann auf die noch wild spielende Truppe aufmerksam und nahm sich der Sache entschlossen an. Er begeisterte immer mehr Emminger für das Fußballspiel. Doch aller Anfang ist schwer – die damalige Mannschaft hatte mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Oft drohte die Sache wieder zu erlahmen. Vielfach wurde bewusst versucht, den Spielern die Lust am Fußball zu zerstören. Doch schließlich gelang es 1922 – durch die enge Kameradschaft gefestigt -einen Verein zu gründen und erstmals in Emmingen ab Egg ein Pokalturnier auszurichten.
Oben von links: Andreas Rübelmann, Adolf Störk, Simons, Josef Störk, Anton Heller, Adolf Specker, Franz Faden
Kniend von links: Sylvester Störk, A. Hauser, Josef Specker
Sitzend von links: Georg Keller, Franz Keller, Jakob Hinerwadel
Im April 1922 versammelten sich einige sportbegeisterte Männer im "Hirschen-Saal", um den Sportverein zu gründen. Als 1. Vorsitzender wurde der Kraftfahrer Josef Störk gewählt. Spielleiter wurde Andreas Rübelmann. Er förderte den Verein auch finanziell. Am ersten Pokalturnier nahmen die Mannschaften aus Emmingen ab Egg, Gottmadingen und Tuttlingen/Ludwigstal teil. Sieger wurden die Gottmadinger. Der Sportplatz befand sich bereits damals auf dem heutigen Gelände. Die Fußballer mussten den Platz aber unter schwersten Verhältnissen herrichten, da auf dem Gelände früher nach Erz gegraben worden war. In der Folge riss der Spielbetrieb nie wieder ganz ab.
Stehend von links: Hermann Störk, Hermann Heiß, Ernst Specker, Hans Keller, Eugen Lipps, Alfred Buchholz
Kniend von links: Josef Störk, Franz Hermann, Anton Heller
Nach der Teilnahme an zahlreichen Freundschaftsspielen und Turnieren kehrte 1928 zum ersten Mal eine Art Professionalität ein -und zwar in Person des Lehrers Eugen Lipps. Er spielte zuvor beim Sport-Club Freiburg im Breisgau und bereicherte die Mannschaft mit seinem großen spielerischen Können. Zudem nahm er sich der Verwaltung des Vereins an, woraufhin unter anderem der Sportplatz erweitert wurde. 1932 kamen einige talentierte Spieler hinzu: Alfred Buchholz und H. Schwab vom 1. FC Pforzheim und Heinz Schneider von Waldhof Mannheim fanden den Weg nach Emmingen.
1934 trat der Verein dem Südbadischen Fußballverband bei und absolvierte in der Folge erstmals regelmäßig Verbandsspiele. Spieler dieser Mannschaft erinnerten sich noch Jahre später mit Freuden an die damalig gute Kameradschaft und die ausgezeichnete spielerische Form.
Doch kaum schien das Ganze richtig Fahrt aufzunehmen, nahm der 2. Weltkrieg dem fußballerischen Aufschwung den Wind aus den Segeln. Fast alle Spieler wurden ab 1936 nach und nach in den Wehrdienst einberufen. Schon bald ruhte der Spielbetrieb komplett.
Stehend von links: Heinrich Binder, Herbert Schmid, Walter Dreher, Fritz Gnirß, Otto Störk, Georg Ribler, Bernhard Gebhart, Georg Keler
Sitzend von links: Heinrich Leiber, Herbert Ribler, Adolf Gnirß
Doch kaum schien das Ganze richtig Fahrt aufzunehmen, nahm der 2. Weltkrieg dem fußballerischen Aufschwung den Wind aus den Segeln. Fast alle Spieler wurden ab 1936 nach und nach in den Wehrdienst einberufen. Schon bald ruhte der Spielbetrieb komplett.
Nach vielen Jahren voller Leid, kam der Krieg zum Ende. 1949 schlossen sich dann wieder einige beherzte Männer zusammen und bildeten unter dem Vorsitz von Hermann Heiß einen Verein. Unter dem Druck der französischen Besatzungsmächte musste er seinen Namen ändern – aus dem „Fußballklub Emmingen ab Egg“ wurde der „Sportverein Emmingen ab Egg“. Umgehend trat der Verein wieder dem Südbadischen Fußballverband bei und trug Verbandsspiele aus.
Auf dem Sportplatz wurde ordentlich gefeiert und ein Turnier ausgetragen. Musikkapelle und ein Gottesdienst rundeten den besonderen Tag ab. Bei diesem Fest zählte der Sportverein 34 aktive und 56 passive Mitglieder, der Jahresbeitrag betrug 4,00 DM.
1953 schloss man sich dem Bezirk Bodensee-Hegau an. Immer wieder hatte die erste und zweite Mannschaft mit Spielermangel zu kämpfen. 1957 musste die erste Mannschaft deswegen von der B- in die C-Klasse absteigen. Im selben Jahr wurde Adolf Heller, anlässlich seiner langjährigen fußballerischen Aktivität, zum Ehrenspielführer ernannt. Ein Jahr später kam es zum Umbruch in der Vereinsführung. Der langjährige 1. Vorsitzende Hermann Heiß legte sein Amt nach 13 Jahren nieder und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Ehrenmitgliedschaft erhielt Martin Störk, der den Verein seit Jahren in allen Lagen unterstützte und sich vor allem in der Jugendarbeit verdient machte.
Neuer 1. Vorsitzender wurde Gottfried Sterk, doch nach bereits zehn Monaten übernahm der vorige Kassierer Alfred Nadler den Posten. 1959 stand der Bau eines Umkleideraums mit Waschgelegenheit ganz oben auf der Agenda – bis die Projekte noch größer wurden: 1960 wurde der Bau einer Tribüne beschlossen.
Obwohl zwischenzeitlich festgestellt werden musste, dass verschiedene Aktive mit ihren zu leistenden Arbeitsstunden stark im Rückstand waren, wurde das Bauwerk bereits am 7.8.1960 festlich eingeweiht. Eine Tribüne, wie sie der SV Emmingen von dort an besaß, dürfte in der damaligen Zeit bei einem Verein, der seine Verbands-spiele in den unteren Klassen bestritt, einmalig gewesen sein.
Das Bauwerk war eine beachtliche Eigenleistung der aktiven Spieler mithilfe sonstiger Gönner und der Gemeindeverwaltung.
Als Belohnung für die Plackerei hatte das Jahr 1960 noch ein Highlight zu bieten: Einen dreitägigen Vereinsausflug nach Bogel im Loreley-kreis. Dort floss der Wein, Erzählungen zufolge, fast eimerweise.
1961 wurde Strom und Wasser zum Sportplatz verlegt, ein Unter-fangen, das nicht gerade kostengünstig war. Auch in sportlicher Hinsicht gab es Fortschritte: Der Vereinsleitung gelang mit der Verpflichtung des ehemaligen Tuttlinger Spielers Rudolf Storz ein Coup. Die Emminger Mannschaft scheiterte nach einer starken Saison erst in den letzten Spielen am Aufstieg in die A-Klasse.
Stehend von links: Kurt Störk, Willi Wittenberg, Sigfried König, Josef Kapp, F. Hanebe, Robert Gnirß, Gerhard König, Günther Riebler, Manfred Speß, Willi Kohn, Anton Specker
Eine eigene Tribüne war für einen Verein wie den SV Emmingen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Völlig zurecht wurde das Bauwerk nach der Fertigstellung auch gebührend eingeweiht. Am 7.8. 1960 nahm ein Pater aus Beuron die Weihung vor und ermahnte alle Anwesenden, die Anlage in Ehren zu halten.
Nach einem Umtrunk im Vereinslokal „Adler“ und einem gemein-samen Kirchgang fand ein Pokalturnier statt. Danach marschierte ein Festzug vom Rathausplatz zum Sportplatz, bevor Bürgermeister Eugen Heiß die Tribüne dann dem Sportverein zur Benutzung übergab.
In den folgenden Jahren war die 1. Mannschaft immer wieder Krisen unterworfen. Mitunter gelang der Klassenerhalt nur mit Müh und Not. Für Furore sorgte aber zuweilen die A-Jugend, die sich zeitweise mit den Liptingern zusammengeschlossen hatte. Das „Auf und Ab“ des Vereinslebens beschreibt ein Vers besonders treffend.
Der damalige Schriftführer Kurt Störk zeichnete im Jahre 1964 im Protokollbuch auf:
Am Himmel stehen die Wolken düster,
überall umher das Volksgeflüster.
„O SVE bald gehst du unter“,
bis jetzt jedoch sind wir noch munter.
Drum haltet eisern doch zur Stange,
dann lebt der SVE noch recht lange
und quält uns doch so allerlei,
auf jeden September folgt ein Mai.
1965 wurde mit Kurt Störk ein neuer Vorstand gewählt. Der scheiden-de Alfred Nadler leistete in seiner sechsjährigen Amtszeit Großes für den Verein – er galt als Motor vieler Arbeiten und Erfolge.
Während die erste Mannschaft aus der B-Klasse abstieg, entwickelte sich in der Jugendarbeit viel. 1966/67 konnte man sogar zwei C-Jugend-Mannschaften aufstellen.
Bei der Jahreshauptversammlung 1968 gedachte man des allseits beliebten Spielers und Vorstandsmitglieds Albrecht Franz, der auf unglückliche Weise ums Leben gekommen war.
1969 stimmte die Jahreshauptversammlung dem Antrag von Ernst Keller zu, dem Verein eine Skiabteilung anzugliedern. Wenig später wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung der Bau eines Ausweichspielfelds beschlossen und der Verein ins Vereinsregister des Amtsgerichts Engen aufgenommen, um einen Zuschuss dafür zu bekommen.
Hinten von links: Hermann Frey, Helmut Weh, Heinz Gnirß, Werner Lobmiller, Paul Imwinkelried, Heinz Ensminger, Werner Schmid, Klaus Heiß, Abtl. Willi Wittenberg Vorne von links: Philip Huber, Markus Störk, Wolfgang Renner, Salvatore Degosciv, Ewald Kaufmann
1970 widmete man dem Jugendspieler Richard Renner eine Gedenkminute, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
Die Skiabteilung verzeichnete die ersten Erfolge, rund 90 Personen hatten sich für Skikurse angemeldet.
1971 verlor die 1. Mannschaft dann in Heinz-Werner Dollenmayer einen weiteren Kameraden, der als vielversprechendes Talent galt. Auch er verunglückte bei einem Autounfall.
Jahrelang war die Emminger Fußball-Fastnacht im „Adler-Saal“ ein Höhepunkt der örtlichen Fastnacht. Das humorvolle Programm der Fußballer über das „Dorfgeschehen“ überbot sich jährlich selbst.
Das Vereinsjahr 1972 brachte dann einige Überraschungen für den Verein. Der 1. Vorsitzende Kurt Störk und der 2. Vorsitzende Fritz Hermann verkündeten auf der Generalversammlung im Gasthaus „Kreuz“ überraschend ihren Rücktritt. Für die Versammlungsteilnehmer waren die Gründe kaum glaubhaft.
Der Versuch des Ehrenvorsitzenden Hermann Heiß, am selben Tag noch einen neuen Vorsitzenden zu finden, scheiterte. Wenig später wurde dann der frühere Kassierer Günter Simon zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt.
Er war der Initiator und die treibende Kraft für den Bau des Fußballer-heims und die weitere Erschließung des Sportgeländes. Er übte das Amt für 18 Jahre bis 1990 aus.
Ab 1974 veranstaltete der SV Emmingen jährlich eine Sportwoche. Unter der Woche fanden AH-Spiele mit befreundeten Vereinen statt, am Wochenende wurde ein Laien-Kleinfeldturnier durchgeführt. In den ersten Jahren nahmen bis zu 28 Mannschaften teil.
1978 durfte der Verein einen absoluten Stargast empfangen: FC-Bayern-Spieler Karl-Heinz Rummenigge besuchte den SV Emmingen. Sponsor der Veranstaltung war die Bausparkasse Leonberg.
Nur ein Jahr später gab es auf dem Waldeck-Sportplatz schon wieder höchst prominenten Besuch: Die bekannte Münchner Prominenten-Elf „FC Schmiere“ war bei der Emminger Sportwoche mit von der Partie.
Unter anderem dabei: WM-Held Horst Eckel, der erst 2021 im Alter von 94 Jahren als letzter Weltmeister von 1954 verstarb. Ausnahme-spieler Uli Hoeneß, Torwartlegende Petar „Radi“ Radenkovic, Helmut Haller und weitere ehemalige Nationalspieler. Zu dem großen Ereignis auf dem Emminger Fußballplatz fanden sich geschätzte 1.500 Zuschauer ein.
Nach der Genehmigung wurde das Sportgelände in Eigenleistung der Mitglieder erschlossen. Ohne die große Unterstützung verschiedener örtlicher Betriebe sowie Sponsoren wäre das für den Verein nicht umsetzbar gewesen.
Besonders zu danken ist auch dem langjährigen Mitglied Willi Wittenberg, der die Plätze stets mit Hingabe hegte und pflegte. Es gab nur wenige Tage im Jahr, an denen er nicht auf der Sportanlage tätig war.
Nach 13 Monaten Bauzeit und einem sehr großen Anteil an Eigenleistung wurde das Sportheim am 7.5.1982 eingeweiht. Gelobt wurde der behindertengerechte Bau damals in der Zeitung als „eines der schönsten Vereinsheime im Kreisgebiet“.
Der 1. Vorsitzende Günter Simon sprach bei der Einweihung von einem „historischen Augenblick“, zahlreiche Gäste aus Kirche, Gemeinde, Wirtschaft und Vereinen waren gekommen.
Maßgeblichen Anteil am Bau des Sportheims und der Erschließung des Geländes hatte das Bauunternehmen L. Störk. Der damalige Inhaber Leonhard Störk bot dem Verein beispiellose Unterstützung, wohl auch weil alle vier Söhne maßgeblichen Anteil an den sportlichen Ergebnissen des Vereins hatten. Arnd Störk schaffte es von der Kreis-liga sogar bis in die Oberliga nach Pfullendorf und Donaueschingen.
Der Bau einer eigenen Flutlichtanlage wurde fast komplett in Eigenregie durchgeführt. Zahlreiche Spieler und Helfer packten dafür mit an. Einige hundert Meter Kabel mussten unter den Boden verlegt werden. Wegen schlechter Witterung gestaltete sich das Ausbaggern der Gräben schwierig. Es wurde bis in die Nacht hinein gearbeitet. Der Mehrwert liegt auf der Hand: Ab sofort konnte zu jeder Uhrzeit trainiert und gespielt werden. Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten ist das Gold wert.
Was altert, muss gepflegt werden – das gilt auch für das Sportheim. Im Zuge der Sanierung wurde eine neue Gasheizung eingebaut, die Böden komplett erneuert, die Umkleiden neu gestrichen sowie Türen im Heizraum eingebaut. Außerdem wurde die Küche renoviert.